Die digitale Rolle, die Facebook und Twitter für Freundesnetzwerk und Instagram für Fotos bedeutet, scheint Tinder im Dating Sektor übernommen zu haben. Wir wollen uns diese Dating App im Folgenden genauer anschauen.
Was ist Tinder und wer steckt dahinter?
Tinder ist eine Dating App, die 2012 erstmals auf den Markt kam. Wie so viele andere digitale Neuentwicklungen findet auch Tinder seinen Ursprung in Kalifornien. Dort wurde die Application mit reichlich monetärer Unterstützung von der Interactive Corp (IAC), welche auch Mehrheitseigentümer von Tinder ist, entwickelt und fand ihren ersten Erfolg zunächst am Campus der University of Southern California.
Online Dating über das Smartphone
IAC ist im Übrigen keine Unbekannte für jene, die sich mit dem digitalen Datinggeschäft ein bisschen näher auseinandersetzen. Der börsennotierte US Branchenleader steckt auch hinter „alteingesessenen“ Online Singlebörsen wie „match.com“ oder auch“ OKcupid.com“. Dort konnte das Unternehmen schon früher entdecken, was für ein Geld hinter dem Geschäft mit der Liebe stecken kann.
Was macht Tinder so besonders?
Den Machern von Tinder ist es gelungen den Zahn der Zeit zu treffen, indem sie Online Dating mit den Social Networks und GPS Technik verbunden haben. So koppelt die App die Registrierung der einzelnen Benutzer an deren Facebookzugang und weist zueinander passende Nutzer auf ihre räumliche Nähe mittels GPS Technologie hin (dazu näher unten).
Anmeldung nur mittels Facebook
Eines der Erfolgsprinzipe von Tinder ist seine schnelle und unkomplizierte Art der Profilerstellung. Statt sich mit zeitraubendem Ausfüllen von Steckbriefen, Interessensgebieten und Berufsbezeichnungen auseinanderschlagen zu müssen, meldet sich der datingwütige Tindernutzer einfach und unkompliziert über sein Facebook Profil an. Ist der Zugriff auf Facebook erst einmal gewährt, saugt sich die App alle nötigen Informationen direkt von Facebook. Das reicht von Nachrichten und Freundeslisten bis zu den eigenen Fotos. Datenschutzrechtlich bestimmt nicht völlig unbedenklich ist, dass dieser Schritt obligatorisch ist.
Ohne Facebook und auf dem PC nicht möglich
Die Anmeldung über das eigene Facebookprofil ist die einzig mögliche. Auch die Anmeldung auf einem PC funktioniert nicht. Man benötigt ein Smartphone. Weigert sich ein liebeshungriger Nutzer, den Zugriff Tinder den Zugriff auf sein Facebook Profil zu erlauben, stellt sich der Wunsch nach der großen Liebe rasch als Sackgasse dar. Ob also das automatische Teilen der bei Facebook preisgegebenen Profilinformationen jedermanns Sache ist, darf grundsätzlich bezweifelt werden. Bei einer täglichen Durchschnittsbewertung von rund 800 Millionen Profilen täglich scheinen diese Bedenken nicht viele zu teilen bzw. wenig vom Flirterlebnis abzuhalten.
Hat der Durchschnittsdater seine datenschutzrechtlichen Bedenken also erst einmal bei Seite gelegt und Tinder sich mittels seiner Facebookinformationen ein ausreichend ergiebiges Bild von ihm gemacht, beginnt die App diese Informationen zu analysieren und darauf basierend Personenvorschläge zu optimieren. Im Fokus stehen dabei:
- die geographische Lage
- die geteilte Interessen
- die Anzahl gemeinsamer Freunde
Fotos von anderen Singles
Weiter geht’s dann erstmal mit dem viel diskutierten „Hot or Not“-Prinzip. Als Nutzer werden einem erst einmal Fotos anderer Singles vorgeschlagen, welche sich in der Nähe befinden. Diese erscheinen mit Bild, Vorname und Alter auf dem Bildschirm des eigenen Smartphones.“ Spricht einen das vorgeschlagene Profil(foto) an, vergibt man ein Herz, will man die Person eher bald wieder vom Bildschirm verschwunden sehen, gibt’s ein Kreuz. In gleichem Intervall wird logischerweise auch das eigene Profilbild anderen Nutzern vorgeschlagen. Finden sich zwei Nutzer unabhängig voneinander attraktiv, merkt sich das die App und informiert die beiden darüber. Dem Flirten steht dann eigentlich nichts mehr im Wege.
Tinder Profilfotos – das Geheimnis zum Erfolg
Der Erfolg diese Prinzips spricht für sich: Über die eigene Ablehnung wird keiner informiert und das eigene Ego so intakt gehalten. Stattdessen beschränkt sich die App damit auf die Übermittlung positiver Nachrichten. Auch der Erstkontakt wird damit erleichtert. Nervöses Anschreiben und komplimentreiches Kommentieren des Profilfotos bleiben einem erspart. In gegenseitigen Kontakt gesetzt wird ja grundsätzlich schon mal nur, wer sich bereits gegenseitig erstmal für ein „Herz“ entschieden und damit seinem Interesse an der anderen Person jeweils Ausdruck verliehen hat. So wird Nutzern die Kontrolle darüber sichergestellt, wer sie kontaktieren darf, und lästiges Kontaktieren von Personen, die sie nicht auch gegenseitig als attraktiv einstufen würden, wird vermieden.
GPS Funktion als Sicherheitslücke im Datenschutz?
Tinder’s GPS Funktion galt als eine der innovativsten im Datingbereich und verhalf der App nicht unmaßgeblich zu ihrem kometenhaften Aufstieg. Allerdings gilt es solche Ortungsmöglichkeiten natürlich auch kritisch zu betrachten. Wenngleich es positiv sein mag zu erfahren, dass sich das gewählte Herzblatt womöglich in der Nähe befindet und einem spontanen Date im Pub ums Eck eigentlich nichts mehr im Wege steht: Datenschutzrechtaffinen Nutzern wird diese Funktion nicht völlig unberechtigterweise ins Grübeln bringen.
Tinder Ortung – Wie genau ist es?
Tatsächlich führte die GPS Ortungsfunktion in den USA auch schon zum ersten Skandal. Einer Sicherheitsfirma gelang es aufgrund einer Sicherheitslücke im Tinderanwendungssystem Aufenthaltsorte von Tindernutzern bis auf eine Genauigkeit von 30 m zu bestimmen. Selbst wenn Tinder versichert, sich dieser Sicherheitslücke bereits angenommen zu haben, darf vermutet werden, dass gewieften Programmierern eine genaue Ortung von Tindernutzern noch immer möglich ist.
Tinderaktivitäten auf Facebook sichtbar?
Fairerweise sollte man aber vollständigkeitshalber schon auch darauf hinweisen, dass Handlungen und Verhaltensweisen, welche sich innerhalb des Tinder-Kosmos abspielen, nicht auf dem jeweiligen Facebook Profil des gemeldeten Benutzers abgebildet werden. So ein Vorgehen ermöglicht Tinder auch nicht mit Zustimmung des Benutzers und zeichnet so lobenswerterweise eine klare Linie zwischen Facebook und Tinder.
Weniger stolze Singles müssen sich so also nicht fürchten, dass ihre Liebesgebärden und ihr Foto auf ihrem allgemeinen Facebook Profil einsichtig sind.
Benutzerfreundlichkeit auf IPhone und Android
Tinder ist grundsätzlich für IOS- und Android Geräte verfügbar. In Benutzerforen wird über leichte und angenehme Bedienung der App geschwärmt. Tatsächlich gestalten sich sowohl Design als auch Bedienbarkeit schlicht und elegant. Die Entwickler taten gut daran, auf überflüssige und verwirrende Zusatzfunktionen zu verzichten.
Fazit – Tinder Dating
Tinder ist eine einfach und benutzerfreundlich designte App, die die Suche nach dem nächsten Date leicht macht. Aufgrund des „Hot or Not“-Prinzips wird einerseits vermieden selbst von Ablehnung zu erfahren (das Ego bleibt also intakt), andererseits stellt es sicher, dass nur jene Singles in Kontakt kommen, die sich vorher auch schon gegenseitig attraktiv gefunden haben. Die App ist kostenlos verfügbar und vor allem im angelsächsischen Raum ein Riesenerfolg. Wer weder seine Facebookinformationen preisgeben will, noch besonderen Wert darauf legt, dass sein zukünftiges Date über den eigenen Aufenthaltsort informiert wird, sollte sich den Einstieg ins Datingvergnügen mit Tinder aber lieber nochmal überlegen.
Quellen:
https://itunes.apple.com/at/app/tinder/id547702041?mt=8
https://play.google.com/store/apps/details?id=com.tinder&hl=de
http://www.brigitte.de/liebe/singles/tinder-1193600/
http://www.gesundesleben.at/downdating-macht-erfolg-nur-maenner-sexy/
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/dating-app-tinder-sex-per-chat-a-1007073.html