Der Bauchumfang gilt heute als aussagekräftiger als der Body-Mass-Index, der übrigens schon 1870 entwickelt wurde und eigentlich ein Anhaltspunkt für Krankenversicherungen war (und ist). Da der BMI jedoch keine Aussage über Körperfett, Muskel- oder Knochenmasse liefert, warnen Ärzte davor, ihn überzubewerten. Nichtsdestotrotz richten sich immer noch Krankenversicherungen beim Verschreiben einer Therapie gegen Adipositas nach dem BMI.
Wer jedoch wirklich wissen möchte, ob er/sie zu viel Bauchfett hat, sollte den Bauchumfang messen. Dieser gibt indirekt Auskunft über das Viszeralfett, jene in der Bauchhöhle liegende Fettschicht, die sich bei ungesunder Ernährung und mangelnder Bewegung bildet und Krankheitsrisiken am ehesten indiziert.
Wie wird der Bauchumfang gemessen?
Die exakte Stelle für die Messung des Bauchumfangs ist die Mitte zwischen der Hüftknochen-Oberkante und dem unteren Rippenbogen. Männer und Frauen können zwei Querfinger über dem Beckenkamm anlegen und finden damit ihren „Äquator“. Das gelingt jedoch nicht jeder Person, sei es aus Unkenntnis oder weil einfach etwas zu viel Speck auf den Hüften sitzt. Daher bildet der Bauchnabel einen guten Anhaltspunkt, entweder exakt auf ihm oder sehr knapp darüber messen Ärzte den Bauchumfang.
Im Grunde geht es um den Taillenumfang, der eigentlich bei „Normalfigur“ die schmalste Stelle des Knochenbaus über dem Becken und unter den Rippen darstellt. Genau dort bildet sich jedoch auch der dickste Bauch, weil sich die meisten Organe und das Bauchfettgewebe an dieser Stelle sammeln.
Die Messung sollte morgens nach dem Toilettengang, aber vor dem Frühstück stattfinden. In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass sowohl das Körpergewicht als auch der Bauchumfang am Tag schwanken, weshalb die Messung an mehreren Tagen oder gar über Wochen durchgeführt werden sollte, um dann einen Mittelwert zu bilden. Auch über die generelle Messmethode gibt es unterschiedliche Ansichten. Am weitesten verbreitet – und am häufigsten publiziert – wird das Messen bei völlig entspanntem Bauch und kurz nach dem Ausatmen, ohne den Bauch einzuziehen oder gar mit dem Maßband die Speckfalten zu quetschen.
Es gibt aber auch die Anweisung (von Ärzten!), den Bauchumfang dreimal zu messen: mit eingezogenem, entspanntem und künstlich aufgeblähtem Bauch. Die Person sollte sich am besten mit freiem Oberkörper vor den Spiegel stellen, das Maßband muss zwingend parallel zum Boden verlaufen. Vor der Messung ist man/frau am besten ausgeschlafen.
Grenzwerte für Männer und Frauen
Erstaunlicherweise werden einheitliche Grenzwerte für den Bauchumfang angegeben, obgleich dieser doch durch verschiedene Körpergrößen unterschiedlich ausfallen muss. Bei Frauen gelten 80 cm als erhöht, 88 cm als gefährlich, bei Männern sind es 94/102 cm. Diese Zahlen werden durchweg angegeben, auch auf Seiten, die offensichtlich durch fachkundiges Personal (Mediziner) verfasst wurden. Wenn Sie jetzt ein Maßband nehmen und Ihren Bauchumfang messen, könnten Sie erschrecken, weil Sie diese Werte locker erreichen.
Offensichtlich ist sich die Gemeinde entweder über die richtige Stelle zum Messen oder über die Zahlen nicht richtig im Klaren. Die Angaben differieren tatsächlich nur hinsichtlich des Geschlechts, nicht aber in Bezug auf Alter, Körpergröße und Spezifika der Figur (etwa ein Blähbauch durch Stress oder andere Faktoren). Wesentlich aussagekräftiger ist daher die Waist-to-height ratio (Taille-zu-Größe-Verhältnis), die sich im Quotienten aus Taillenumfang geteilt durch Körperhöhe ausdrückt. Hier gilt ein Wert von > 0,5 bei Personen unter 40 Jahren als kritisch, zwischen 40 – 50 Jahren kann der Wert bis 0,6 betragen, bei über 50-Jährigen auch bei 0,6 liegen.
Gefahr durch erhöhten Bauchumfang
Wie auch immer gemessen wird, ein zu dicker Bauch ist gefährlich. Das Risiko von koronaren Herzerkrankungen, Diabetes und Schlaganfall erhöht sich bei Menschen mit starkem Bauch-Taillen-Umfang beträchtlich. Hierzu gibt es umfangreiche Studien, die auch ermittelten, dass selbst bei normalem BMI der erhöhte Umfang des Bauches mit der Sterblichkeitsrate signifikant korrelierte. Besonders bei Frauen war dieser Zusammenhang sehr deutlich zu beobachten.
Eine US-amerikanische Studie aus den 2000er Jahren, die an 14.647 Menschen durchgeführt worden war, ermittelte allerdings als wirklich gefährliche Grenzwerte über 110 cm bei Frauen und 120 cm bei Männern – ab diesem Punkt verdoppelte sich das Sterblichkeitsrisiko gegenüber der Normalbevölkerung. Der Zusammenhang ist noch nicht vollständig erforscht, er wurde eher zufällig bei einer Studie zur Krebsvorsorge entdeckt.
Viszeralfett reduzieren mit gezieltem Bauchmuskeltraining
Mit Ernährung und Training kann ein zu dicker Bauch bekämpft werden, was weit mehr als nur ästhetische Gründe hat. Gezieltes Muskeltraining verbrennt Fett, und zwar auch am Bauch, selbst wenn dieser gar nicht direkt einbezogen wird. Das zu tun ist natürlich noch hilfreicher: Sit-ups und Rumpfbeugen sind hier angebracht. Ein kleines Fitness-Programm sollte Sie zudem wöchentlich mindestens dreimal außer Atem kommen lassen, wenn auch nur für eine Viertelstunde.
Die Ernährung kann auf kleine, häufigere Mahlzeiten mit wenig Fett und ausgewogenen Kohlenhydraten umgestellt werden. Die häufigeren Mahlzeiten vermeiden Blutzuckerschwankungen, es wird nicht mehr ungleichmäßig Insulin ausgeschüttet. Damit wird auch die Fetteinlagerung – ergo der dicke Bauch – wirksam bekämpft.